Montag, 28. September 2020

Drinnen und Draußen - Dogenpalast und Dorsoduro

28.9.2020

Bei dem Wetter habe ich eigentlich gar keine Lust, vor die Tür zu gehen, aber das geht natürlich überhaupt nicht.

Eine Eintrittskarte für den Dogenpalast habe ich bereits, ab 12 kann ich mit dieser Seniorenkarte auch rein, also los...


Am Markusplatz stapeln sich die Menschen geradezu. Verständlich, denn bei Regen wollen alle irgendwo rein. Durch den Regen haben sich bereits riesige Pfützen gebildet, sodass man teilweise nur auf Stegen trocken weiterkommt. 




Zum Glück ist die Warteschlange beim verkürzten Einlass nicht so lang wie sonst, in etwa 20 Minuten bin ich drin.

Die Fülle der Eindrücke ist gewaltig. Die unzähligen Räume haben teilweise riesige Ausmaße und sind besonders an den Decken, aber auch an den Wänden üppig dekoriert.



Im Sala del Collegio (oben) traf sich das Kabinett unter dem Vorsitz der Dogen, und wichtige Besucher wurden hier empfangen. Die Wandgemälde stammen von Tintoretto.
Viele Leute halten diesen Raum für den schönsten im ganzen Dogenpalast.


Einige geführte Gruppen sind unterwegs. Man hört ein bisschen englisch und französisch, aber meistens deutsch. Für mich waren es genug Leute, die die gleiche Idee hatte wie ich. Unvorstellbar, hier zwischen Massen von Besuchern durchgeschleust zu werden.




Ganz andere Dimensionen lernt man im Gefängnis kennen. Die Zellen sind sehr klein und dunkel.
Dorthin führt die berühmte Seufzerbrücke, durch deren steinerne Gitter manch zu Recht oder auch zu Unrecht Verurteilter zum letzten mal das Sonnenlicht erblickte, während er über die Brücke geführt, geschleppt, gezerrt oder vielleicht geschubst wurde. Dass dabei viel geseufzt wurde, versteht sich. Vielleicht auch geschrien, gejammert oder gebrüllt. Als Name für die Brücke hat man das Seufzen gewählt, das von einem anständigen Verurteilten erwartet werden konnte. Brüllbrücke oder Heulbrücke würde nicht gut klingen.






Zum Abschluß der geführten Besichtigungstour geht es noch durch den Raum, in dem die Delinquenten auf ihr Urteil warteten. Von dort konnten sie dann gleich ins Verließ gebracht werden. Die Seufzerbrücke ist nicht weit. Durch die Fenster des Raumes kann man schon einen Blick drauf werfen.


Jetzt bin ich fast draußen. Ein bisschen sehe ich mich noch im Innenhof um.





Als ich den Dogenpalast endgültig verlasse, kann ich den Schirm in der Tasche lassen. Das Wetter hat sich gebessert. 


Einmal quer über den Markusplatz geht es zu nächsten Vaporettostation.


Vorbei am ältesten Café Europas, dem Caffé Florian, das bereits 1683 eröffnet wurde. Dort trafen sich in der ersten Hälfte des19. Jahrhunderts die italienischen Patrioten, die die Herrschaft der Habsburger loswerden wollten, während die Anhänger der Habsburger sich im Quadri trafen, nur einmal quer über den Platz.


An der Academiabrücke steige ich aus. Nun bin ich im Sestiere (Stadtteil) Dorsoduro und suche mir meinen Weg. Dort gibt es viele kleine Künstlerwerkstätten und Galerien. Ich müsste noch mehr Zeit haben, um mir alles ausführlicher anschauen zu können. Einige Läden haben zu, es ist Mittagspause.





Das ist Bence Bóka. Er kommt aus Ungarn. 2009 wurde er noch in Klagenfurt gehört und gesehen, soll aber bereits von Venedig geträumt haben. Seit etwa 2010 in Venedig spielt hier wunderbare Tänze aus der Zeit der Renaissance auf seiner Laute. Dabei wirkt er völlig entrückt und in sich versunken. Ich musste unbedingt seine 2 CD's kaufen, so verzaubert hat mich seine Musik vom ersten Ton an. 


Ein Stückchen weiter am Wasser entlang steht die Barockkirche Santa Maria della Salute von 1687, die Kirche mit der riesigen Kuppel, die am Eingang des Canale Grande liegt, ungefähr dem Dogenpalast gegenüber. Sie wurde nach einer Pestepidemie erbaut, der etwa ein Drittel der Einwohner Venedigs zum Opfer gefallen war. Um das Gewicht der Kirche tragen zu können, mussten mehr als eine Million 4 Meter langer Holzstämme in den Untergrund gerammt werden! Die Marmorfußböden sind in unzähligen verschiedenen Mosaiken gelegt worden. Wunderschön!



Die Sonne zeigt sich gegen 18 Uhr sogar noch einmal, das sich rasch ändernde Licht läßt die Stadt pausenlos anders aussehen. Kein Vergleich zum eintönigen Grau den ganzen Tag über. 



Ein Vaporetto bringt  ich mich auf die andere Seite des Canal Grande und ich gehe in Richtung Hotel.


Natürlich muss ich wieder am Markusplatz vorbei. Im Café Quadriga ist schon nichts mehr los. Dieses Café ist eines der ältesten Cafés Italiens, das seit 1775  ununterbrochen geöffnet haben soll.

Kaffeehäuser waren zu der Zeit so beliebt, dass es um 1775 bereits 20 Kaffeehäuser nur auf der Piazza San Marco gegeben haben soll.




Zum Abendessen gibt's Gnocchi. Und dann:  Ab ins Hotel! Es ist kalt geworden in Venedig.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Heute geht's heim !

2.10.2020 Das ist richtiges Abschiedswetter, morgens um 8. Alles ist vorbereitet. Acqua alta wird erwartet und zwar ziemlich heftig. Aber es...