Donnerstag, 24. September 2020

Murano, Burano und Spaghetti mit Sägespänen...

24.9.2020

Gegen 11 Uhr nehme ich ein Vaporetto nach Murano. Die Gelegenheit ist günstig, das Wetter scheint mitzuspielen.


Die Glasproduktion in Venedig fand bereits seit dem Ende des 13. Jahrhunderts auf dieser, nord-östlich der Altstadt von Venedig gelegenen Insel statt. Aus Brandschutzgründen wollte man die Brennöfen nicht mehr innerhalb der Stadt haben.

Allzu voll ist es hier nicht. Nur wenige Leute schlendern an den Kanälen entlang, und kaum jemand scheint sich für die kleinen Geschäfte zu interessieren, die natürlich alle jede Menge Mitbringsel aus Muranoglas anbieten. Hier könnten auch einige kleine Glasbläsereien sein.

Ich habe keine Kaufabsichten, schaue mich nur um und besichtige lieber die Kirche mit dem wunderschönen byzantinischen Mosaikfußboden, die wie das Gebäude selbst aus dem aus dem 12. Jahrhundert stammen. Der quadratische Campanile steht frei und ist, ebenso wie die Kirche aus unverputztem Backstein erbaut.

Manche der Mosaiken sind beschädigt, aber immer noch wunderschön.


Das Wasser setzt der Bausubstanz ständig zu. Sobald man ein paar Zentimeter in die Tiefe geht, entsteht eine Pfütze. So gibt es natürlich immer was zu tun, die Arbeit zur Erhaltung der Mosaiken hört nicht auf.


Das nächste Mosaik zeigt 2 Hühner, die einen Fuchs gefangen haben. Als schlauer Fuchs stellt er sich tot, wohl in der Absicht, die nächstbeste Gelegenheit zur Flucht zu nutzen.

Während es auf dem Fußboden sehr lebhaft zugeht, ist der Raum über dem Altar ausgesprochen schlicht gestaltet. Maria schwebt ohne Fußvolk und begleitende Engelschar über dem Altar, wie in einer goldenen Schale.


Nun möchte ich mir unbedingt das Glasmuseum ansehen, dort erfährt man einiges über die 100-jährige Geschichte der Glasherstellung in Venedig.                                                                                              Im Vorhof sind ein paar interessante Objekte aufgestellt, die wahrscheinlich aus dem Gebäude selbst stammen, dem ehemaligen Bischofspalast.


Einige Glasobjekte im ersten Raum finde ich toll, würde es auch nicht ablehnen, etwas davon mitzunehmen.








Nachdem ich eine Taube bei ihrem Duschbad beobachtet habe, gönne ich mir einen Cappuccino und beschließe, die nächste Fähre nach Burano zu nehmen. Wenn ich mich hier durch langes Herumlaufen verzettele, komme ich sonst heute nicht mehr bis dorthin. 




Das Schiff ist ziemlich voll,  und am Leuchtturm (Faro) von Santo Stefano,  wo umgestiegen werden muss, warten auch schon sehr viele Menschen. Aber wie durch ein kleines Wunder bleibt keiner zurück.    


Wie auch schon Murano, so besteht Burano aus verschiedenen Einzelinseln, die durch Kanäle getrennt und durch Brücken verbunden sind. Ich finde, dass man als Besucher nicht wahrnimmt, dass es einzelne Inseln sind.

Burano hat schon seit langem  eine relativ hohe Bevölkerungsdichte. Man lebte früher vom Fischfang, Salzabbau und bereits seit dem 16. Jahrhundert von einer bestimmten Art von Spitzenstickerei, die reine Frauenarbeit war.                                                                                                                                   Auch heute wird jede Menge Stickerei angeboten, diese Arbeiten stammen aber überwiegend aus China. In einem Museum werden auch antike Erzeugnisse der Stickerinnen ausgestellt, etwas derartigen heute zu besitzen, soll sehr kostspielig sein.


Einen auffallend schiefen, freistehenden Glockenturm, den Campanile, bietet die Insel auch. Er gehört zur Kirche des Heiligen Martin Vescovo aus dem 17. Jahrhundert. 1867 verunglückte dort ein Engel. Er konnte sich bei Sturm nicht mehr auf der Turmspitze halten, bekam keine zweite Chance, sondern wurde durch ein Stahlkreuz ersetzt, das bis heute Wind und Wetter standhält.


Neben Spitzenstoffen und Kleidung kann man auch ein paar Masken kaufen. 

Der Campanile ist übrigens deutlich schiefer, als es die Fotos zeigen.


Bekannt ist die Insel unter Touristen für ihre farbenprächtigen Fischerhäuschen und auch für ihre Lokale entlang der Kanäle, in denen Fisch aus der Lagune angeboten wird.

Ich streife ausgiebig durch die Gassen und kann mich kaum satt sehen. Die Sonne meint es gut mit mir.




In versteckten Gängen kann man Hinweise auf die Beschäftigung des Hausherrn entdecken. Dieser hier (oben) war wohl zum Fischen im Wasser. Zubehör kann er gleich an der Ecke kaufen.

Die weniger begangenen Gassen sind nicht ganz so perfekt hergerichtet.



Nun brauche ich ein bisschen Erholung am Wasser. Danach werde schauen, in welchen Abständen die Schiffe zurück nach Venedig fahren.  So langsam kommt Wind auf, und der Himmel zieht sich immer mehr zu.


Zum Anleger ist es ein Stück zu laufen. Aber der Weg lohnt sich. Offenbar habe ich noch lange nicht alles gesehen.





Am Anleger drängeln sich die Menschen schon. Da ergreife ich lieber gleich die Gelegenheit, mitzufahren, bevor es noch voller wird. Vielleicht komme ich ja wieder.

Es gibt hier verschiedene Linien, die zu verschiedenen Plätzen in Venedig fahren. Auf die Schnelle finde ich das verwirrend. und die Auskünfte am Schalter liegen total daneben. Eigentlich müsste ich in Murano (Faro) umsteigen, aber meine italienische Sitznachbarin überredet mich, sitzen zu bleiben und erst in Venedig auszusteigen. Von dort aus könne ich in einer Viertelstunde zu meinem Hotel gelangen. Das hört sich gut an, also mache ich es auch und lande an der großen Haltestelle Fontamente Novo, direkt gegenüber der Fiedhofsinsel, im Stadtteil Cannaregio.  Von da aus muss man eigentlich nur die Landzunge durchqueren und ist schon in Castello, wo auch mein Hotel liegt.

Natürlich gehe ich nicht direkt dorthin, denn ich will endlich einmal zur Rialto Brücke. Der Weg erscheint mir nicht allzu lang, allerdings wird er es doch, da ich mich pausenlos verlaufe und erst bei Einbruch der  Dunkelheit und bei Regen dort ankomme.

Cannaregio ist anzumerken, dass der Hauptstrom der Touristen sich in San Marco bewegt und damitdorthin auch die Gelder fließen. Der Verfall zeigt sich deutlicher, viele Häuser bräuchten dringend eine Renovierung. Aber es ist sehr schön dort, es gibt tolle Gebäude und wunderschöne lauschige Plätze, an denen man sich für einen Kaffee oder zum Essen niederlassen kann. In den teils extrem engen Gassen wird gelebt! Man kann einkaufen, die Einheimischen haben hier noch die Oberhand.         Richtig nett aussehende Lokale gibt es selbst in den schmalsten Gassen. Ich wette, dass hier die Spaghetti geschmeckt hätten! Aber dazu später...








Ich komme vorbei an der kleinen, aus Marmor erbauten Santa Maria dei Miracoli aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, sie ist leider geschlossen. 

Eigentlich habe ich schon total müde Füße, aber noch bin ich nicht da, wo ich hin möchte.


Es wird immer voller, ich bin hoffentlich bald da.


Völlig entnervt und erschöpft setze ich mich in das nächstbeste Lokal und bestelle Spaghetti Carbonara. Der fettriefende Haufen, der dann auf meinem Teller landet, entspricht leider absolut nicht meinen Vorstellungen. Und am schlimmsten ist der angebliche Parmesan. Der kommt mir vor, als hätte man ihn direkt einem Sack mit Sägemehl geholt. Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Da setzt man sich einfach nicht hin, selber schuld. Für mich ist das ist richtiger Touristennepp.

Der Regen hat sich gelegt, aber meine Fähigkeit, mit Google Maps und Co umzugehen, wurde durch die Pause nicht verbessert. Letztendlich hat mich aber Komoot dann durch winzige, enge Gassen zum Hotel gebracht. Ich glaube, ich muss erst einmal lernen, diesen Apps zu vertrauen und vor allem Üben!!!



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