"Es entstand ein Zentralkuppelbau byzantinischen Typs über dem Grundriss eines griechischen Kreuzes, ungefähr halb so groß wie der Markusdom."(Wikipedia)
Der Campanile wurde erst Mitte des 17. Jahrhunderts errichtet. Über dem Eingang ist eine grimassierende Maske angebracht, die manch einem Venezianer gar nicht gefallen haben soll.
Bevor ich weiterziehe, wärme ich mich ein wenig auf.
Hier in Venedig komme ich irgendwie kaum von der Stelle.
Mein Ziel habe ich nicht aus dem Sinn verloren, vor meinen Augen ist es deswegen aber noch nur lange nicht. Hinter jeder Biegung verbirgt sich eine neue Überraschung. Dabei befinde ich mich immer noch im Stadtteil Castello.
So zum Beispiel dieses Gebäude. Was ist das denn nun schon wieder? Leer und trostlos wirkt es.
Es ist die Chiesa di San Lorenzo, eine der ältesten Kirchen Venedigs.
Sie wurde im neunten Jahrhundert erbaut, brannte irgendwann ab, wurde neu gebaut, umgebaut, renoviert und vor vielen Jahren entkernt und ausgemustert.
Marco Polos Vater soll hier beerdigt worden sein und Marco Polo selbst hat in seinem Testament den Wunsch geäußert, ebenfalls seine letzte Ruhestätte hier zu finden. Nach den Gebeinen wurde intensiv gesucht, aber sie wurden nicht entdeckt.
Die Kirche gehörte zum Kloster San Lorenzo, das eines der reichsten Venedigs war. Geführt wurde es von Benediktinerinnen. Nur Familienangehörige aus feinsten Patrizierfamilien konnten hier Aufnahme finden. Der Lebenswandel der Nonnen soll reichlich Anlass zu Gesprächen gegeben haben. Von gewagten Ausschnitten und luxuriösen Kleidern ist ebenso die Rede, wie von Liebhabern und durchgebrannten Liebespaaren.
Obwohl Nonnenkloster, lebten dort auch einige Mönche.
Schon Anfang des 19. Jahrhunderts wurde zuerst das Kloster und 50 Jahre danach auch die Kirche aufgegeben.
Seit den neunziger Jahren wird die Kirche zur Architekturbiennale benutzt.
Jetzt hat sie schon seit Mai 2019 ihre Türen geöffnet für eine ganz besondere Ausstellung, in der es um die Zukunft unserer Erde geht, unter dem speziellen Gesichtspunkt der Ozeane und damit auch der noch mit Eis bedeckten Pole. Die Ausstellung will auf die akute Bedrohung unserer Meere aufmerksam machen. Eine äußerst interessante Video-Installation wird gezeigt, die Texte dazu und noch viel mehr kann man im Internet nachlesen.
Es geht schon wieder auf 16:00 Uhr zu. So langsam müsste ich aber an mein Ziel gelangen. Luftlinie ist es nur ein Katzensprung, aber die Kanäle und verzweigten Gassen haben es in sich.
Diese imposante Fassade (unten) gehört zur Kirche des Ospedaletto im Stadtteil Castello.
Ospedale nannte man das, was man heute vielleicht Pilger-Hospiz, Sozialstation, Notunterkunft und Waisenhaus nennen könnte. Und Ospedaletto ist halt die kleinere Variante davon.
Die Fassade wurde von einem reichen Kaufmann gespendet, der sich selbstverständlich auch selbst dort hat verewigen lassen.
Da die Kirche Erlaubnis gegeben hatte, auch mit Ablasshandel etwas hinzufügen zu verdienen, dürfte es nicht schwer gewesen sein, ausreichend Geld aufzutreiben. Wer will denn schon in der Hölle schmoren?
Auch weibliche Waisenkinder wurden hier ausgebildet und sangen versteckt hinter Gittern und Altären zu Vivaldis vielfältigen Kompositionen.
Ein paar Schritte weiter, und ich erreiche endlich die Kirche San Giovanni e Paolo (San Zanipolo), die größte und bedeutendste Kirche Venedigs aus der Zeit der venezianischen Gotik.
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