Samstag, 26. September 2020

Unterwegs in der Stadt, zu Fuß und mit dem Schiff.

26.9.2020

Heute gehe ich noch einmal zu den Gardini Marinaressa. Ein paar Objekte, die mir gut gefallen, entdecke ich noch im 2. Garten, der gestern verschlossen war. 





Auf einer Bank lasse ich mich nieder.  In der Sonne und zwischen den Bäumen ist es angenehm windstill und warm. 

Danach geht es eine Runde durch die kleinen Gassen von Castello. Schon wieder ist Waschtag, überall flattert es über meinem Kopf.



So viel Wäsche strengt an! Auf der schönen Via Garibaldi gibt's guten Cappuccino und wunderbare süße Teilchen. 


Ein paar wenige Touristen sind unterwegs und jede Menge Italiener. Manche feiern ihren Geburtstag lautstark, andere ihren Studienabschluss. Gruppen mit 20-30 jungen Leuten stehen eng zusammen, umarmen sich, geben Küsschen und kommen sich ständig nah, als gäbe es kein Corona. Auch die Älteren sitzen eng gequetscht beieinander in den Cafés, plaudern und lassen es sich gut gehen. 

Ein paar Gassen sind es noch bis zur Promenade. 

Gondeln sehe ich nicht. Hier wird der Alltag gelebt.  Und jeder Schritt zur Seite ist ein Schritt in die Vergangenheit. Von diesen winzigen Durchgängen mit uralten Holzbohlen an der Decke gibt es eine Menge. Man übersieht sie leicht, dabei sind sie so faszinierend. Leider lassen sie sich nicht gut fotografieren, weil so wenig Licht reinkommt. 

Frisches Obst und Gemüse kommen vom Marktschiff. Kundschaft kommt reichlich.

Dieser Gang ist besonders eng, lang und düster, Krimiautoren kennen ihn vielleicht.

Auf dieser alten Tafel werden die Längenmaße der zum Verkauf erlaubten Fischarten angezeigt. Von diesen Tafel sollen mehrere in der Stadt existieren.

Das Thema Wäsche nimmt kein Ende.




Geschafft! Ich bin wieder an der Riva degli Schiavone, der großen Promenade, die sich vom Markusplatz bis zu den Giardini pubblici, den öffentlichen Gärten zieht.

Jetzt lasse ich mich vom Vaporetto Nummer 1 bis zum Bahnhof fahren. Es fährt den gesamten Canal Grande hoch, eine sehr schöne Tour, zumal ich einen guten Sitzplatz draußen erwische. 

Objekt der Begierde aller Fotografen: die Rialtobrücke !


Schon stehe ich auf dem Bahnhofsvorplatz, die Haltestelle der Vaporetti ist direkt davor. Ich schaue mir den Bahnhof an und finde ihn übersichtlich, gepflegt und modern. Hier mit dem Zug anzukommen ist eigentlich besser als mit dem Flugzeug. Wenn nur nicht die ewigen Verspätungen wären, die besonders lästig für Umsteiger sind. Und jetzt kommt noch Corona dazu! 


Über die Ponte degli Scalzi (oder Ponte della Ferrovia)  gelangt man auf die andere Seite des Kanals.



Irgendwer meinte, dass eine neue Brücke hermüsse, und so stellte man 2008 mit der Ponte della Constituzione (Ponte die Calatrava) ) die 4. Brücke über den Canal Grande fertig. Die einen finden sie toll, andere sind der Meinung, sie passe nicht in die Umgebung. Von weitem finde irritiert sie mich.

Ich schlendere am Canal Grande weiter, lande auf dem Piazzale Roma. Hier ist die Endhaltestelle auch für die Vaporetti. 

Man kann in einem der beiden großen Parkhäuser sein Auto unterstellen, oder man kommt mit einem Bus des öffentlichen Nahverkehrs an, der vom Flughafen aus hierher fährt. Von der Stadt Mestre aus führt die 4 km lange Brücke, die Ponte della Libertà, nach Venedig hinein,  Reisebusse dürfen die Brücke nicht benutzen. 

Ich schaue aber nicht so genau hin und wende mich von dem verkehrsreichen Platz ab, entdecke wieder einen kleinen Park, in dem ich mich erst einmal niederlasse und das dichte Grün sowie die Ruhe genieße. Erst danach werfe ich einen genaueren Blick auf die Ponte della Constituzione  (die Brücke der Verfassung).



Die Brücke verbindet den Hauptbahnhof mit dem zentralen Busbahnhof an dem Piazzale Roma. Von Nahem ist sie rein optisch gar nicht so schlimm, wie ich sie von Weitem empfand. Aber ich habe mich ziemlich unsicher auf ihr gefühlt. Die Stufen sind merkwürdig in ihren Ausmaßen und entsprechen auch in der Schritthöhe irgendwie nicht der gewohnten Norm. Beim Runtergehen fand ich es noch problematischer.                                                                                                                                        
Als ich dann später nachgelesen habe, was es mit dieser Brücke auf sich hat, und dass es bis heute kaum Freude, aber dafür unendliche ernsthafte Probleme in baulicher Hinsicht und auch bezüglich der Benutzung gab und gibt, hat mich gar nichts mehr gewundert. Nicht nur der Bau hat, wie heute leider üblich, das Mehrfache des veranschlagten Preises gekostet. Auch kommen ständig Regressforderungen dazu, da es aufgrund der Bauweise immer wieder zu Stürzen kommt. Im Winter muss sie sogar desöfteren wegen Rutschgefahr gesperrt werden. 2008 fertig gestellt, traten rasch Probleme auf. Auch bezweifelten Fachleute, dass die Fundamente auf längere Sicht den Belastungen standhalten würden. Also ist sie wohl eher so etwas wie ein Schildbürgerstreich?


Da tauche ich doch lieber wieder in die Gassen von Venedig ein, ich bin im Stadtteil Santa Croce.      



Ich gehe an Kanälen entlang, überquere Brücken und Plätze, werfe Blicke in geöffnete Kirchen. In vielen ist es mir zu duster. Um für kurze Zeit Gemälde bestimmter Maler wie Tintoretto zu sehen, muss man Geld einwerfen. Dann gibt's Licht!


In einer Kirche ist gerade Chorprobe. Sänger und Sängerinnen stehen im Halbkreis, geringer Abstand von Mensch zu Mensch. Das scheint an manchen Plätzen normal zu sein. Wie lange noch? Momentan gehört Italien zu den wenigen Ländern, die von keinen Reisewarnung betroffen sind. Jedoch auch hier werden die Corona-Zahlen scharf beobachtet, und ausgeschlossen ist gar nichts!
Nachdem ich lange genug durch den Stadtteil Santa Croce und Dorsoduro gelaufen bin, steige ich bei der Haltestelle Accademia wieder ein. Ein Selfie war nicht geplant, sondern eine Überraschung. Wahrscheinlich suche ich gerade wieder nach dem richtigen Weg.


Auf dem Schiff finde seitlich einen freien Stellplatz. Dort kann ich zufälligerweise auch dem Fahrer bei seiner Arbeit zusehen.  Kaum wittert er eine Chance, schaut er auf sein neben dem Steuerrad liegendes Handy und tippt darauf herum. Ich erinnere daran, dass wir gerade auf der Hauptstrasse von Venedig unterwegs sind! Aber mich kann diesbezüglich gar nichts mehr erschüttern, nachdem ich auf der Autobahn in einem vollbesetzten Reisebus hinter einem Fahrer saß, der sofort nach Überquerung der deutschen Grenze seine Nachrichten auf dem Handy abrief. Während des Fahrens, damit das klar ist!

Das Einhalten der Maskenpflicht hingegen wird ziemlich streng überwacht, gelegentlich werden auch Ermahnungen ziemlich wirsch quer durchs Schiff gerufen. 




Am Markusplatz steige ich aus, finde endlich ein Touristenbüro. Es ist winzig und kaum zu erkennen von außen. Vorsorglich besorge ich mir eine Eintrittskarte für den Dogenpalast. Morgen soll es nun wirklich regnen.





Es geht bereits auf 18:00 Uhr zu, das Licht ist wunderbar. Die Sonne kommt noch einmal heraus und gibt ihr Bestes.


Der Markusplatz ist voller als an den Wochentagen zuvor. Es hat sich mittlerweile rumgesprochen, dass man zur Zeit in Venedig gut aufgehoben ist. Ausserdem sind in vielen Ländern Herbstferien.


Am Campo Santa Maria Formosa scheinen schon die Lichter auszugehen. Aber das stört mich nicht, mein Hotel habe ich fast erreicht.

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